BARCAMP: Was online klappt, funktioniert auch im Realen

Jeden Donnerstag sitzen wir Studenten des Studienganges Onlinekommunikation nicht wie gewohnt in der Vorlesung. Wir surfen auch nicht wild durchs Netzt, nein: Wir übertragen die sich im Web herausgebildete Lernkultur ins Reale; wir „barcampen“. Wie das funktioniert, will ich in diesem Blog-Beitrag erklären.

Lernen ohne Anleitung

Das „Mitmachweb“ hat uns gezeigt: Lernen funktioniert nicht nur unter Anleitung und Zwang. Ganz ohne Lehrer ist das Web zu einem einzigartigen Wissensspeicher geworden, den wir nicht mehr missen wollen. Wie ist es dazu gekommen? War da Magie am Werk?

Das Geheimnis des Web 2.0

Das Geheimnis ist die dynamische Struktur. Wir selbst gestalten das Web 2.0, indem wir ständig unsere Rollen wechseln:

Nachdem wir mal schnell ein Fremdwort in der Online-Enzyklopädie nachgeschaut haben, lernen wir in einem Lernvideo, wie man Gitarrensaiten richtig aufzieht, teilen unsere Erfahrungswerte über unsere brandneue Gitarre auf unserem Lieblings-Musikportal, schreiben einen Fachbeitrag über unser absolutes Spezialgebiet auf unserem Blog, recherchieren in Online-Bibliotheken für unsere Hausarbeit, diskutieren in Foren mit Experten, stellen unsere Hausarbeit auf einer Hausarbeiten-Plattform anderen zur Verfügung, …

So sind wir Lehrende und Lernende zugleich. Wir geben und wir nehmen. Angetrieben werden wir vom Wunsch nach persönlicher Entwicklung. Wir entscheiden dabei selbst, was wir konsumieren und was wir mit anderen Mitmenschen teilen möchten.

Wer sich durch das Surfen im Web Wissen aneignen will, der folgt keinem vorher festgelegten Schema. Wir wissen nie genau, wo wir am Ende landen. Und trotzdem finden wir die Lösung unseres Problems oder die gesuchte Information. Oft entdecken wir sogar viel nützlichere Informationen, als die, die wir anfangs gesucht haben.

Wie die Übertragung ins Reale funktioniert

Wenn sich im realen Menschen treffen, um an einem bestimmten Themengebiet zu arbeiten oder ihr Wissen auszutauschen, dann nennt sich das Tagung. Genau das ist ein Barcamp: eine Tagung.

Was unterscheidet das Barcamp von einer gewöhnlichen Tagung?

  • FREIWILLIG
    Wer ein Barcamp besuchen will, der kommt freiwillig.
  • SERENDIPITY
    Es gibt keine Agenda. Die Inhalte werden im Laufe der Tagung selbst entwickelt.Wir lassen zu, Unerwartetes zu lernen.
  • INDIVIDUELL
    Es lernt nicht jeder dasselbe, sondern es sucht sich jeder das Thema aus, das ihn interessiert. Konkret bedeutet das eine Aufteilung der Themengebiete auf verschiedene Räume.
  • TEIL GEBEN
    Wir erklären uns dazu bereit, unser eigenes Wissen mit anderen zu teilen.
  • TEIL NEHMEN
    Wir lernen durch das vielfältige Wissen der anderen, die bereit sind,
    es mit uns zu teilen.
  • COMMUNITY
    Es gibt keinen Lehrbeauftragten. Wir diskutieren gemeinsam,
    auf Augenhöhe und selbst organisiert.

Und das soll funktionieren?

Als ich zum ersten Mal „Barcamp“ googelte, war ich beeindruckt:

Barcamp Renewables 2014 war ein großer Erfolg

Energiewende Barcamp in Stuttgart war erfolgreich

Das erste Call-Center Barcamp war ein absoluter Erfolg

Im Studiengang Onlinekommunikation an der Hochschule Darmstadt wird das Barcamp als Lernformat getestet. Ich freue mich dabei sein zu dürfen und werde berichten.